Natürlich Team

Artikel von Felix Gutsche

Die Klasse 3a sieht sich, wie jede andere Klasse der Herausforderungen der Pandemie gegenüber. In meiner Klasse offenbart sich die Herausforderung in der Erledigung von Aufgaben in einer Gruppe. Durch das Hygienekonzept unserer und aller anderen Schulen ist Gruppenarbeit nicht mehr im Unterricht umsetzbar und auch sonstige Möglichkeiten sind stark eingeschränkt.

So begann ich das Thema „Teamwork“ mit der Errichtung des Fröbelturms – da ist der Abstand garantiert. Bei dieser Aufgabe zeigten sich mir und Frau Lein, die in den Sozialen Stunden hospitierte, zwei Gruppen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Die eine Gruppe, sehr ruhig und besonnen, die jeden Tipp sofort beherzigt hat, allerdings miteinander sehr ruhig, zurückhaltend agierte und kaum sprach. Bei der anderen Gruppe das komplette Gegenteil: eine übermotivierte und sehr laute Gruppe, die den Turm schaffen wollte, dabei Hinweise nicht annahm und sich gegenseitig anmeckerte. Letztere Gruppe schaffte es allerdings, den Turm komplett zu meistern, während die andere 4 von 6 Bausteinen übereinander stapelte.

In den Reflexionsgesprächen stellte ich fest, dass die Kinder wenig auf das Feedback meinerseits oder Frau Leins reagierten und schon gar nicht voneinander akzeptierten. Ihre Aussage war, dass sie alles gut gemacht haben, sie haben ja immerhin mehr geschafft als die andere Gruppe. Also überlegte ich mir für die nächste Soziale Stunde eine Aufgabe, in der die Kinder sich keinen Wettkampf liefern konnten, sondern sich untereinander bereden und mehr bei ihrer eigenen Gruppe sein müssten.

Die Aufgabe war einfach: Jede Gruppe muss ein Herbstbild aus den Materialen bauen, die sie im Wilden Eck unseres Schulhofes finden. Gruppe 1 begann, sprach sich ab und entwickelte nach und nach ihr Bild gemeinsam weiter. Sie gaben sich gegenseitig Aufgaben, welche auch sehr gewissenhaft von allen umgesetzt wurden. Zum Schluss hatten sie ein Bild gefertigt, mit dem alle Kinder der Gruppe zufrieden waren. In der Reflexionsrunde gaben sich die Kinder gegenseitig ein positives Feedback und sagten auch, dass sie sehr stolz auf ihr Werk seien.

Gruppe 2 war danach dran mit derselben Aufgabe, allerdings durften sie nichts aus dem Bild der anderen Gruppe wegnehmen, aber sie durften sich inspirieren lassen. Die Kinder begannen und legten los. Einige Kinder wollten, dass sie sich absprechen, aber nicht alle hörten zu und wollten lieber ihre eigenen Ideen umsetzen. Sie standen sich gegenseitig häufiger im Weg. Innerhalb von 25 min fing die Gruppe fünfmal an, ein neues Bild zu legen. Und als sich dann die Zeit dem Ende neigte, fingen die Kinder an, sich gegenseitig anzumeckern oder gar deren Arbeit zu behindern. Nach einigen Hinweisen meinerseits zu einzelnen Kindern kamen die Kinder zu einem Ergebnis.

Ich war gespannt, wie die Reflexionsrunde werden würde, denn einige Kinder waren sichtlich enttäuscht und traurig. Also fing die Runde auch direkt damit an, dass die Kinder ihre Gefühle äußern sollten und sie den anderen sagen sollten, warum sie so empfinden. Und alle Kinder der Gruppe hörten zu, niemand wagte es, auch nur zu laut zu atmen. Jedem Kind ging die Einschätzung und Empfindung der anderen Kinder nahe und es arbeitete merklich in den Köpfen der Kinder. Leider mussten wir wegen der Essenzeit abbrechen bevor alle dran waren, aber ich glaube, in der Runde hat sich grundlegend was für die Kinder verändert.

So mussten wir leider aufhören, ohne die Erkenntnis wie Teamwork und Gemeinschaft funktionieren können, auf den Punkt gebracht zu haben, aber ich versprach den Kindern, dass Thema in der nächsten Stunde umzusetzen. Tja, der zweite Lock down, macht uns nun ein Strich durch die Rechnung, aber ich bin gespannt, wie die Kinder nach der erneuten Schulschließung miteinander umgehen werden und wo dann der Schwerpunkt für die Klasse liegen wird. Doch es zeigt sich, dass nicht alles beim ersten Anlauf klappt und doch stecken die Kinder in einem Prozess, in den wir hoffentlich wieder einsteigen, wenn wir uns wiedersehen.